Capsule Wardrobe

Das Thema Capsule Wardrobe ist seit einigen Jahren in aller Munde und vor allem unter Personen verbreitet, die ihr Leben minimalistischer gestalten wollen. Doch auch wenn Minimalismus nicht dein konkretes Ziel ist, kann das Thema Capsule Wardrobe für dich interessant sein. 

In diesem Blogartikel möchten wir das Thema von einer Näh-Perspektive aus betrachten. Wir klären, was eine Capsule Wardrobe ist, was sie ausmacht und wie man sie sich mit seinen Näh-Fertigkeiten erstellen kann. Gleichzeitig ist es für uns wichtig, herauszustellen, was das Thema mit dem eigenen Stil und nachhaltigem Nähen zu tun hat. Denn so viel sei gesagt: Diese drei Dinge bilden eine echte Symbiose! :)

Im Oktober 2022 war Anja (Gründerin von Rapantinchen sowie Mitgründerin von Schnittduett, beide gibt es zwischenzeitlich leider nicht mehr) unsere Gast-Expertin zum Thema Capsule Wardrobe im Online-Nähatelier. Sie hat uns viele spannende Insights gegeben, denn sie ist zum einen Capsule Wardrobe-Expertin und zum anderen kommt sie aus der Nähwelt - eine ideale Kombination also! :)

Das findest du in diesem Blogartikel:

Capsule Wardrobe: Was ist das?

Jetzt fragst du dich vielleicht erst einmal: Was ist eine Capsule Wardrobe überhaupt? Wenn man Capsule Wardrobe auf Deutsch übersetzen würde, dann wäre es eine "Kapsel Garderobe". Es handelt sich also um eine geschlossene Kapsel von möglichst wenig Kleidungsstücken, die man ohne Probleme untereinander kombinieren kann weil alles zueinander passt.

Ein kurzer historischer Ausflug zur Capsule Wardrobe: Bereits in den 1940er-Jahren kam der Begriff erstmals in US-amerikanischen Publikationen auf. In den 70er-Jahren ließ eine britische Boutique-Besitzerin den Begriff erneut aufleben und beschrieb eine Capsule Wardrobe als Sammlung von essentiellen Kleidungsstücken, die zeitlos sind und die wiederum mit saisonalen Teilen aufgewertet werden können. An Popularität gewann der Begriff, als die Modedesignerin Donna Karan in den 1980er-Jahren eine Capsule-Kollektion herausbrachte, die aus sieben Teilen bestand ("7 Easy Pieces"). Es sollte eine stylische und praktikable Garderobe sein, die für arbeitende Frauen designed wurde.*

Welchen Vorteil bietet das Capsule Wardrobe Prinzip?

Der größte Vorteil einer Capsule Wardrobe ist wohl, dass man (idealerweise) nie wieder vor seinem Kleiderschrank steht und sich fragt, was man anziehen soll. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die eigenen Kleidungsstücke keine Einzelteile mehr sind, sondern so zusammen wachsen, dass alles mit allem kombiniert werden kann.

Capsule Wardrobe erstellen: So kannst du vorgehen

Jetzt fragst du dich sicherlich: Wie bildet man denn nun eine Capsule Wardrobe? Anja teilt ihren Capsule Wardrobe Prozess in vier Schritte auf, hier kommt ihr Capsule Wardrobe How to:

1. Inspiration suchen

Hier sammelt sie erst einmal alles, was ihr so über den Weg läuft. Sei es in Zeitschriften oder auf Pinterest. Das ist erst einmal alles ganz unsortiert, bei Zeitschriften sammelt sie z.B. alles in einer Box, auf Pinterest erstellt sie sich passende Pinnwände. Ein Moodboard kann hier auch sehr helfen!

In dieser Phase geht es wirklich nur darum, Dinge, die du schön findest und an denen du irgendwie "hängen" bleibst zu finden. Dafür kannst du dir einfach ein bisschen Zeit geben, sodass du eine Weile beobachten kannst, was dir alles gefällt und was dich anspricht.

2. Alltag/Lebensumstände analysieren

Im nächsten Schritt schaust du dir deinen Alltag und dein Leben einmal genauer an und analysierst, ob die Teile, die dich in der Inspirationsphase angesprochen haben zu deinen aktuellen Lebensumständen passen. Hier findest du heraus, welche Kleidungsstile deine Capsule Wardrobe abdecken sollte.

3. Kleiderschrank aussortieren

Anja führt diesen Schritt zweimal im Jahr durch und kombiniert es direkt mit dem saisonalen Austausch ihrer Capsule Wardrobe. Hier wird jedes Teil in die Hand genommen und genau analysiert. Sie hat für sich vier Kategorien von Kleidungsstücken festgelegt:

  • Teile, die man sehr gern mag, gerne trägt und gerne behalten möchte
  • Teile, die man gerne trägt, die aber eine Reparatur benötigen
  • Teile, die man vielleicht mochte, die aber nicht mehr tragbar sind
  • Teile, die man nicht (mehr) mag, die aber noch sehr gut erhalten sind und über die sich jemand anderes noch freuen wird

Wenn du diesen Prozess öfter durchläufst, bekommst du immer mehr ein Gespür dafür, was du gerne trägst. Mit der Zeit wirst du dann merken, dass es immer weniger "Ausschuss"-Teile geben wird.

Anjas Tipps: 

#1: Finde Tage, an denen du dich "emotional" für diese Aufgabe in der Lage fühlst. Denn nicht an jedem Tag funktioniert es gleich gut. Irgendwann wirst du eine Routine finden, die für dich funktioniert, versprochen! :)

#2: Sich von Teilen trennen

  • Überlege dir, was du mit den aussortierten Teilen noch machen kannst, wer sich darüber freuen könnte, wo du sie hingeben könntest - so ist es leichter, dich davon zu trennen, wenn du weißt, was mit den Teilen geschieht
  • Behalte sie nicht nur, weil sie "eigentlich noch gut" sind oder "so viel Arbeit" darin steckt
  • Es ist ok, sie erst mal zu "parken" und später noch mal drauf zu schauen ob sich deine Meinung vielleicht geändert hat. Wenn du aber gar nicht dazu greifst und auch nicht mehr daran denkst, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass das Teil noch zu deinem Kleiderschrank passen wird

4. Bedarf analysieren

In dieser Phase kannst du nun herausfiltern, was in deinem Kleiderschrank noch fehlt. Hier kannst du zurückkehren zum ersten Punkt, den Inspirationen, und abgleichen, ob hier etwas konkret passend ist für deinen Bedarf. Vielleicht hast du auch bei drittens, dem Kleiderschrank ausmisten, bereits Teile gefunden, die ganz konkret zu deinem Bedarf, deinen Inspirationen sowie deinen aktuellen Lebensumständen passen - super!

Übrigens: Anja erlaubt sich zwischendurch immer wieder sog. "Experiment-Teile". Das sind Kleidungsstücke, bei denen sie einfach noch nicht zu 100% sicher ist, ob sie zu ihr und ihrer Garderobe passen. Denn: Eine Capsule Wardrobe zu haben heißt nicht, sich Dinge zu verbieten! Sondern vielmehr, dass du überlegter neue Teile in deinen Kleiderschrank einziehen lässt.

Capsule Wardrobe nähen: Näh-Projekte planen

Erst, wenn du genau herausgefunden hast, welche Teile dir konkret fehlen, kannst du dich dann den Schnitten und Stoffen widmen und passende auswählen. Diese Erkenntnisse kannst du dann z.B. in deinem Nähplaner aufschreiben.

Sei hier immer realistisch: Wie viele Teile schaffst du wirklich zu nähen? Dann kannst du ganz konkret einsteigen und deine Nähprojekte planen. Du siehst also: Eine Capsule Wardrobe kann eine ideale Grundlage für nachhaltiges Nähen sein!

Ganz wichtig bei einer Capsule Wardrobe: Überlege dir konkrete Outfits zu dem neuen Teil. Denn das ist die Essenz einer Capsule Wardrobe: dass es keine Einzelteile gibt, die unkombinierbar sind, sondern vieles (oder sogar alles) miteinander zu einem neuen Outfit werden kann.

Capsule Wardrobe: Farbpalette und dein eigener Stil

Wenn du dich konkreter mit dem Erstellen einer Capsule Wardrobe beschäftigst, dann fragst du dich vielleicht: Welche Farben sollte ich für meine Capsule Wardrobe wählen?

Wenn man zu den "Ursprüngen" der Capsule Wardrobe zurück geht dann wird man bei Personen, die sehr reduziert und minimalistisch sind, oft eher gedeckte bzw. neutrale Farben finden. Denn: Das Wichtigste bei einer Capsule Wardrobe ist ja, dass man viele Teile miteinander kombinieren kann ohne sich groß Gedanken darüber zu machen.

Aber: Capsule Wardrobe heißt trotzdem nicht immer nur Basics, uni oder beige - sie muss zu dir und deinem Stil passen! Ha, hier haben wir ihn, den Stil! Wichtig ist, dass du dich wohlfühlst, denn dann wirst du das auch nach außen tragen! Wenn du beim Aussortieren feststellst, dass du viele Farben in deinem Kleiderschrank hast, die du gerne magst, dann sind Farben für dich die richtige Wahl innerhalb deiner Capsule Wardrobe!

Gehörst du vielleicht eher zu den Personen, die sich unsicher sind über ihren eigenen Stil? Mit einer Capsule Wardrobe zu starten würde dich deshalb vielleicht eher überfordern? Wenn du zu diesen Menschen gehörst, lohnt es sich vielleicht für dich, auf eine Stilberatung zurückzugreifen. Dort kannst du erst einmal etwas über deinen eigenen Stil lernen um generell zu vermeiden, dass du Dinge nähst, die nicht zu dir passen und in denen du dich nicht wohl fühlst.

Im nächsten Schritt kannst du dann viel einfacher eine Capsule Wardrobe zusammenstellen, weil du dann weißt, welche Farben, Muster etc. zu deinem Typ passen - so schließt sich dann der Kreis :) Die Capsule Wardrobe gibt dir dann auch die Sicherheit und einen festen Rahmen, bei dem du weißt, dass du nur Teile, die dir wirklich stehen, zur Verfügung hast. Das macht sehr viel mit deinem Selbstwertgefühl!

Was du sonst noch über die Capsule Wardrobe wissen solltest

Wie oft sollte man eine Capsule Wardrobe wechseln?

Jede*r, wie er/sie möchte! :) Ob jeden Monat, jedes Quartal, zweimal im Jahr - das ist völlig dir überlassen! Eine feste Regel gibt es dafür nicht.

Anja empfiehlt zweimal im Jahr, das verbindet sie dann auch direkt mit dem o.g. Kleiderschrank aussortieren. Eine saisonale Trennung ergibt auf jeden Fall Sinn. Ansonsten landest du wieder bei dem Gefühl "ich habe ja gar nichts zum Anziehen". Und genau das wollen wir ja mit einer Capsule Wardrobe vermeiden ;)

Je öfter du den Wechsel durchführst, desto "genauer" kannst du dich natürlich an die Begebenheiten des Wetters anpassen. Oder du verbindest - wie Anja - den Frühling und den Sommer sowie den Herbst und den Winter.

Capsule Wardrobe: Wie viele Teile sind erlaubt?

Hier möchten wir vorweg nehmen: Du musst überhaupt nichts! Du darfst, du kannst, aber müssen tut hier keiner etwas ;) Bei der Capsule Wardrobe Bewegung haben sich 33 bis 37 Teile als Ideal eingependelt. Oftmals zählen zu dieser Zahl dann auch Accessoires und Schuhe. Doch das ist kein Muss!

Deshalb möchten wir dir einen anderen Ansatz ans Herz legen. Beantworte dir eher erst mal diese Frage: Wie viel Teile brauche ich wirklich? Heißt: Wie viel ziehst du auch wirklich gerne an? Welche Teile sind essenziell in deiner Garderobe? Möchtest du alle Teile deines Kleiderschrankes mit dazu zählen? Du siehst, es ist sehr individuell ;) 

Statt dich auf eine bestimmte Zahl zu konzentrieren, schaue lieber auf deine eigenen Bedürfnisse und Ansprüche an deinen Kleiderschank. Unsere Gast-Expertin Anja pendelt sich z.B. bei circa 50 Teilen ein. Sie macht den Capsule Wardrobe Prozess aber auch nur zweimal im Jahr.

Wenn du z.B. eher zu einer sehr saisonal ausgerichteten Capsule Wardrobe tendierst, also den Prozess viermal im Jahr durchläufst, dann wirst du auch sehr wahrscheinlich weniger Teile in deinem Kleiderschrank haben, weil es ja nur eine sehr begrenzte Zeit gibt, zu der du sie anziehen kannst. Das heißt: Je kürzer die Capsule Wardrobe genutzt werden soll, umso weniger Teile werden es am Ende sein. 

Capsule Wardrobe: Weitere nützliche Links

 

PDF-Ebook: 111 Nähideen aus Stoffresten

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* Quelle: Wikipedia

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