Strickstoffe wirken edel, sind herrlich weich und zeitlos schön – perfekt für stylische Jacken, Pullover oder gemütliche Kleider. Doch beim Nähen stellen sie uns vor ganz eigene Herausforderungen. Strickstoffe unterscheiden sich deutlich von klassischen Jersey- oder Webstoffen.Wer hier mit den üblichen Techniken arbeitet, stößt schnell an Grenzen: ausgeleierte Kanten, verzogene Schnittteile oder aufgeribbelte Nähte sind keine Seltenheit.
Damit das nicht passiert, teilen wir in diesem Artikel unsere besten Tipps für den Umgang mit Strickstoffen – vom Zuschnitt bis zur perfekten Naht. Mit dem richtigen Know-how gelingen deine Projekte nicht nur sauber, sondern werden zu richtigen Wohlfühl-Kuschelteilen. Und der Look wird fast so, als hättest du es selbst gestrickt – ohne stundenlang an den Stricknadeln zu sitzen.
Waschen: sanft, bitte!
Strickstoffe gehören in die Kategorie zart besaitet. Sie wollen gewaschen werden – ja –, aber bitte im Feinwaschgang, mit sanftem Waschmittel und ohne Trockner. Zum Trocknen: liegend ausbreiten, nie aufhängen. Durch ihr Gewicht können sich die Stoffe sonst verziehen – und das Resultat ist ein unförmiges Etwas statt einer schicken Strickjacke.
Zuschneiden: mit viel Gefühl (und Geduld)
Strickstoffe sollten vor dem Zuschneiden ganz glatt und ohne Verzug liegen – keine Ecken, die über die Tischkante hängen. Sonst zieht sich der Stoff in die Länge und die Schnittteile bekommen unfreiwillig Übergröße.
Ein ganz wichtiger Punkt: Achte auf das Muster! Auch wenn der Stoff einfarbig ist – die Maschenstruktur ist sichtbar. Die Linien sollten beim Zuschneiden parallel zu vorderen Kanten oder Säumen verlaufen. Gerade bei einem Projekt wie der Strickjacke CLÉO macht das einen riesigen Unterschied. Wenn dort die Maschenstruktur schief liegt, sieht es schnell nach „schlecht genäht“ statt „schön gestrickt“ aus.
Tipp: Bei sichtbaren Kanten (z. B. Jackenvorderteile) lohnt es sich, die Seiten einzeln zuzuschneiden, um das Muster perfekt auszurichten.
Werkzeuge & Markierungen: flexibel bleiben
Ob Rollschneider oder Stoffschere – das richtige Werkzeug hängt stark vom jeweiligen Stoff ab. Für fein gestrickte Stoffe kannst du einen Rollschneider verwenden, bei grobem Strick ist die Schere vorteilhafter.
Zum Fixieren funktionieren bei grobem Strick Stoffgewichte oft besser als Stecknadeln, weil sich der Stoff sonst verzieht. Viele schwören sogar darauf, gar nicht mehr zu stecken, sondern nur zu beschweren – einfach ausprobieren! Wenn du feine Strickware steckst, dann bitte nur mit ganz spitzen (keine alten!) Stecknadeln, damit du keine Maschen ziehst.
Markierungen bitte nicht einschneiden. Die Maschenstruktur schluckt feine Einschnitte, und plötzlich weißt du nicht mehr, was Markierung war und was einfach nur „Lochmuster“. Zudem kannst du Maschen beschädigen. Lieber mit Stift oder Kreide markieren – oder mit Stecknadeln, wenn das besser hält.
Kanten sichern: gegen das große Aufribbeln
Je gröber der Strick, desto schneller ribbelt er sich an den Kanten auf. Deshalb direkt nach dem Zuschneiden:
- mit der Overlock versäubern
- oder mit dem Zickzackstich der Nähmaschine – vorher an einem Reststück testen
- oder (unser Favorit für mehr Stabilität): flexibles Nahtband an den Kanten aufbügeln
Achtung: Flexibel ist hier das Zauberwort. Ein unelastisches Band würde dem Strickstoff jede Beweglichkeit nehmen.
Knopfleisten & Co: Stabilität mit Stil
Wenn Knöpfe ins Spiel kommen, brauchen die entsprechenden Stellen Verstärkung – sonst leiern sie schneller aus als ein Lieblingspulli nach zehn Wintern. Die Knopfleiste bei der Strickjacke CLÉO wird zum Beispiel mit einem Ripsband stabilisiert. Alternativ funktioniert auch ein aufgebügeltes Vlies. Wichtig: vor dem Nähen testen – und unbedingt auch die Knopflöcher vorher an einem Reststück ausprobieren.
Nähen: langsam, elastisch, sauber
Die schnellste Lösung ist oft die Overlock – klar. Aber bei hochwertigen Strickstoffen lohnt es sich, mit der Haushaltsnähmaschine zu nähen und die Nahtzugaben ordentlich zu versäubern. Das wirkt hochwertiger, sauberer und weniger „Sportleggins-Look“.
Für elastische Nähte:
- Dreifach-Geradstich
- elastischer Zickzack, etwas länger eingestellt
- elastischer Nähfaden (z. B. Maraflex von Gütermann), damit kannst du sogar mit einem einfachen Geradstich nähen
Wenn der Stoff beim Nähen von der Maschine „gefressen“ wird (wer kennt’s nicht?):
- mit Stickvlies unter der Nahtkante starten
- nicht direkt am Rand beginnen, sondern 1 cm weiter innen und dann zurücknähen
Ein Obertransportfuß kann Wunder wirken, wenn der Stoff nicht gleichmäßig transportiert wird. Und falls das Nähfüßchen sehr stark aufdrückt: Druck verringern, sofern möglich.
Handnähte & Nadeln: kleine Details, große Wirkung
Bei hochwertigen Strickstoffen lohnen sich Handnähte – ja, wirklich! Damit wirkt dein Nähstück wie ein Designerteil aus dem Concept Store und nicht wie „selbstgemacht im Hobbyraum“. Verwende dafür eine Handnähnadel mit Kugelspitze.
An der Nähmaschine nimmst du für Strickstoffe eine Jerseynadel oder bei feinen Stoffen auch mal eine Microtex-Nadel.
Nach dem Nähen: chillen lassen
Wenn der Stoff sich beim Nähen etwas gedehnt hat, einfach sanft dämpfen (nicht pressen!) und dann liegend auskühlen lassen. So findet er wieder in seine Form zurück – und dein neues Lieblingsteil sieht aus wie frisch gestrickt (nur eben in einem Zehntel der Zeit).
Und jetzt?
Wenn du gleich loslegen willst: Die Strickjacke CLÉO ist wie gemacht für schöne Strickstoffe. Und falls du dir beim ersten Mal ein bisschen Unterstützung wünschst, begleite ich dich Schritt für Schritt durch das Projekt – in der passenden Nähreise.
Also: Strickstoff schnappen, Tipps verinnerlichen und losnähen! Und keine Sorge – auch wenn’s nach viel klingt, nach dem ersten Projekt willst du garantiert mehr davon ;)