"Näh deinen Stil"-Podcast

 

Was hat Stil mit Nachhaltigkeit zu tun? Sehr viel! Im Näh deinen Stil Podcast spricht Elke Puls regelmäßig über verschiedene Aspekte der Stilfindung, Nähen, Nachhaltigkeit, Persönlichkeitsentwicklung und mehr. Wer seinen Stil kennt, trifft zielsicherer Entscheidungen und näht dadurch nachhaltiger. 

In der Folge "#150: “Kleidung nachhaltig nähen” tauschen sich Claire und Moni mit Elke darüber aus, wie du deine Nähleidenschaft noch nachhaltiger gestalten kannst. Eine Themen-Auswahl mit den Fragen und Antworten von Elke, Moni und Claire findest du in diesem Blogartikel:

1. Update zu louloute

Ich sitze hier in einem Gespräch mit Claire und Moni von louloute. Wir haben uns schon vorher über andere Themen unterhalten und haben gedacht Mensch, da müssen wir jetzt noch einen Podcast draus machen. Die beiden waren schon mal vor einigen Jahren hier zu Besuch und wir haben gerade festgestellt: Oh mein Gott, das ist schon so lange her, 2019! Seitdem ist bestimmt einiges bei euch passiert. Moni, erzähl doch mal!

Ja, da ist echt einiges passiert. 2019 hatten wir eben noch unser Nähatelier in München, wo wir Nähkurse gegeben haben. Und ja, dann kam Corona und wir durften keine Nähkurse mehr geben. Aber wir sind ja flexibel, das lieben wir auch so an der Selbstständigkeit. Wir haben uns neu erfunden und haben gedacht: Okay, online ist natürlich naheliegend, aber wir möchten das Nähatelier, so wie wir es offline haben so gut es geht auf online übertragen. Und so ist das Online-Nähatelier entstanden.

Der Name war auch ziemlich schnell kreiert. Wir wollten weitergeben, wie man seine Kleidung vor allem entspannt nähen kann, mit wenig Stress und mit viel Freude an seinem Hobby. Was wir vorher offline gemacht haben, wollten wir eben auch online weitergeben. 

Außerdem, und das war uns ganz wichtig, wollten wir eine Community haben, sodass man sich austauschen kann mit Gleichgesinnten und auch auf Tipps von anderen zugreifen kann, ebenso wie auf unsere Experten-Inhalte. 

Das Online-Nähatelier ist also eine Nähplattform mit Mitgliederbereich. Als Mitglied hat man dann eben Zugriff auf die Inhalte, auf die Kursinhalte, und auch auf eine Community.

2. Inhalte des Online-Nähateliers

Und wenn man zu euch dann ins Online-Nähatelier kommt, kann man dann auch rückwirkend auf diese ganzen Inhalte zugreifen? Oder sind immer nur die aktuellen Inhalte für mich verfügbar?

Das kann man sich so ein bisschen wie Netflix vorstellen. Alle Inhalte sind verfügbar, aber es ist natürlich nicht angedacht, dass man alles durcharbeiten muss. Das geht ja gar nicht, weil wir haben alle unterschiedliche Level, wir haben alle unterschiedliche Leben, unterschiedlich viel Zeit, unterschiedlich viel Motivation natürlich. Und demnach ist es wirklich auch so gedacht, dass sich jeder das herauspickt, was er gerade braucht. Wir arbeiten immer gern zusammen die Nähziele heraus, sodass man eben auch weiß, worauf man hin näht.

Und was wir jetzt dieses Jahr auch auf jeden Fall ändern werden, ist, dass wir die Inhalte auch interaktiver gestalten. Es kommt dann nicht jeden Monat ein Kurs, sondern auch interaktive Themen, wie Challenges, Sew Alongs etc.

3. Bisherige Mitglieder des Online-Nähateliers

An welchem Punkt sind denn eure Mitglieder so, wenn sie zu euch in die Mitgliedschaft kommen? Haben sie eher Näherfahrung oder sind es Anfängerinnen? Wo stehen sie?

Das ist schon spannend zu beobachten. Also die meisten sind schon Kenner, würde ich sagen. Also so, dass sie schon ein paar Kleidungsstücke genäht haben und ein paar haben schon seit 20 Jahren gar nicht genäht und jetzt haben sie wieder Lust reinzukommen.

Es sind auch komplette Anfänger dazu gekommen, weil wir auch so einen Anfängerkurs angeboten haben online. Sie haben damit gestartet und dann nach und nach in dem Mitgliederbereich die ersten Kleidungsstücke genäht. Das geht schon auch. Wir schauen auch, dass wir in jeder Nähreise jedes Nählevel abholen, weil das einfach das schönste ist, wenn jeder mitmachen kann auf seinem Level.

Wir haben auch wirklich richtig einfache Anfängerschnitte, die wir dann auch empfehlen zum Starten. Was wir auch sehr sehr sehr empfehlen ist, dass man seine Wohlfühlschnitte kennt und dass man wirklich easy anfängt und dann peu à peu sein Level aufbaut. Uns ist es wirklich ganz wichtig, dass wir unsere Mitglieder da auch wirklich Schritt für Schritt begleiten und sie in ihrem eigenen Tempo ihr Nählevel steigern.

4. Arbeitsteilung zwischen Claire und Moni


Wie macht ihr das denn eigentlich untereinander, ihr zwei? Wie teilt ihr euch die Arbeit auf? Ist die eine die Expertin für das eine Thema, die andere für das andere? Das finde ich jetzt auch noch mal spannend.

Ja, also wir haben tatsächlich ganz getrennte Bereiche. Wir tauschen uns aber sehr, sehr viel aus. Ich bin eher für die Inhalte zuständig bzw. wir besprechen zusammen was Sinn ergeben würde. Moni schaut dabei ein bisschen mehr aus der Sicht von jemandem, der das gerne nutzen würde, also aus der Nutzersicht. Und ich eben aus der Expertinnensicht. Und dann kreiere ich die Inhalte, Videos bzw. Anleitungen. Und Moni kümmert sich um den ganzen Rest und das ist gar nicht wenig.

Wir haben ja dann noch das Nachhaltigkeitsthema, über das wir gerne aufklären, aber auch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Wir wissen, dass es für jeden auch ein Prozess ist. Das ist uns auch ganz wichtig. Wir schließen niemanden aus. Über den Bereich Nachhaltigkeit mache ich auch immer mal wieder Näh-Coachings in unserem PREMIUM-Bereich, weil er mir persönlich sehr wichtig ist. Aber ich kümmere mich auch um das ganze Drumherum, das Technische und Marketing und solche Sachen. 

5. Nachhaltig nähen: Bedeutung für louloute

Für euch ist das Thema nachhaltig nähen total wichtig. Wenn jetzt jemand kommt und sagt, ich würde gerne nachhaltiger unterwegs sein, was kann ich denn da tun? Was sind aus eurer Erfahrung heraus vielleicht die zwei, drei wichtigsten Punkte, wo man starten kann oder wo man auch am meisten erreichen kann?

Man denkt immer sofort an Bio-Stoffe und nachhaltige Materialen. Das ist natürlich ein wichtiger Punkt, aber aus unserer Sicht nicht der allerwichtigste. Wichtiger ist, dass man Kleidung kreiert oder Sachen näht, die dann nicht jahrelang im Schrank hängen, weil sie nicht passen. Sobald man irgendetwas produziert, was nicht getragen wird, ist es noch weniger nachhaltig. Es ist wichtig, dass man seine Schnitte kennt, die zu einem passen. Deswegen ist es auch sehr wichtig, seinen Stil zu kennen, weil man dann nur das näht, was man nachher auch tragen möchte.

Mehr Planung, also sich zu fragen, was möchte ich nähen und dann auch seine bestehenden Schnitte besser zu kennen, anstatt immer neue Schnitte auszuprobieren, das ist wichtig. Wir nennen sie die Wohlfühlschnitte. Ein paar Schnitte, die man als Grundlage hat, die man dann individualisieren kann.

Wir sind auch Fan von Probeteilen. Ja klar, ein Probeteil klingt immer so nach: Oh nein, da hab ich keine Lust drauf. Und dann ist auch gleich das Argument: Ja, aber ich verwende Stoff dafür, den ich danach wegschmeißen muss. Für ein Probeteil kann man auch alte Vorhänge verwenden oder Bettwäsche, um erstmal den Schnitt zu verstehen. Und die Fehler, die man beim Probeteil macht, die wiederholt man meistens nicht an dem Originalstoff.

Ich wollte auch noch anknüpfen an die Wohlfühlteile. Die sind einmal nachhaltig als die Kleidung, die ich dann besitze, und tragen dazu bei, dass man nachhaltig näht. Sondern sie sind auch nachhaltig für einen selbst, für das Wohlbefinden. Wenn man so ein paar Schnitte an der Hand hat, die man gut kennt, dann kommt man dann auch viel schneller aus so einem Nähloch raus. Also wenn man gerade unmotiviert war oder keine Zeit hatte und man wieder reinkommen möchte.

Ich mache zum Beispiel dann voll gerne Täschchen oder so was ganz kleines um wieder reinzukommen. Oder man hat so ein paar Kleidungsschnitte, die man vielleicht auch schon gut kennt. Man weiß, es sitzt, man weiß, welches Material dazu gut passt, und dass man mit so einem Wohlfühlschnitt auch wieder reinkommt und somit auch die Motivation wieder steigt. Und damit auch wieder die Freude beim Nähen. Das ist uns nämlich auch ganz wichtig, weil: es ist ein Hobby und da soll man in erster Linie einfach Freude dran haben und nicht frustriert sein.

Ja, das ist so ein bisschen die Gefahr, wenn man sich zu sehr verkopft. Das kenne ich sowohl von mir selber als auch von Mitgliedern bei uns aus dem Stilclub. Nachzudenken und sich einen Plan zu machen ist ja gut. Aber man darf es ab einem gewissen Punkt auch nicht übertreiben, sondern man muss auch mal wieder ins Tun kommen, um sich über Ergebnisse freuen zu können.

Ihr hattet uns ja auch erzählt: Hey, bei uns gibt es Mitglieder, die nutzen euren Farbfächer, die sind auch bei euch im Club. Da gibt es irgendwie so eine Schnittmenge und das ergänzt sich doch ganz gut.

Ihr geht ja stark auf Themen wie Nähen oder Schnittanpassung ein, das machen wir ja weniger, sondern bei uns geht es mehr darum, wie finde ich meinen Stil, den ich durch meine genähte Kleidung dann auch ausdrücken möchte. Das Schöne ist aber, dass wir ja das gleiche Ziel verfolgen, dass wir die Nachhaltigkeit lieben und einfach mehr Frauen davon begeistern möchten.

Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, bei euch einzusteigen?

Wir haben eine Warteliste für das Online-Nähatelier, weil es nicht dauerhaft geöffnet ist, sondern nur zu bestimmten Zeiträumen. 

6. Trends in der Nähszene

Was für Trends beobachtet ihr gerade so in der Szene? Habt ihr da irgendwelche Schwingungen, die ihr so mitbekommt? Entwicklungen?

Was mir jetzt sofort in den Kopf kommt, ist, dass ich eine Zeit lang den Eindruck hatte, dass nur noch genäht wird. Jeden Trend, in dem Fall jeden Fashiontrend wird genäht. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass wir eher eine nachhaltige Schiene fahren, und ich nicht mehr die ganze Zeit damit zu geballert werde. Das sehe ich jetzt nicht mehr so arg. Ich glaube schon, dass es ein bisschen in diese Richtung geht, was wir auch vorleben wollen.

Auch, dass es dann bewusster wird, à la: Okay, ich muss jetzt nicht alles nähen. Ich sollte schon schauen, dass ich Sachen nähe, die ich gerne trage und die ich auch lange trage. Das ist etwas, was ich schon beobachte in letzter Zeit.

Was ich ganz stark beobachte, ist, dass Nähen nicht nur um das fertig genähte Teil geht, sondern, dass sich ganz viele jetzt auch mit dem Drumherum beschäftigen. Perfektionismus ist ja da auch immer ein ganz großes Thema und das merken wir, dass das so ein ganzheitliches Hobby wird. 

Das ist ja bei dir auch mit der Stilfindung so, das hat ja auch was mit Selbstfindung zu tun, und beim Nähen ist es genauso. Da stößt man auch immer wieder an ein paar Blockaden, die man hat. Das finden wir total spannend. Und das sehen wir auch, dass sich viel mehr Näherinnen und Näher mehr damit beschäftigen, à la: Okay, ich muss ja gar nichts und es soll mir Freude machen, und da auch reflektierter ans Nähen herangehen.

 

 

Mehr über Elke

Elke ist die Gründerin des Näh deinen Stil Clubs und der Farb-Fitterie. Sie kann auf 10 Jahre persönliche Stilfindung, eine Weiterbildung zur Farb- und Stilberaterin, sowie die Arbeit mit über 1000 Kundinnen in der Online-Farb- und Stilberatung zurückblicken. Frauen dabei zu unterstützen, die Farben, Stoffe und Schnitte zu finden, die sie kleiden und in denen sie sich wohl fühlen, ist ihre Mission. 

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