Bio-Stoffe

Dies ist ein Gastartikel von Doreen von stofflandfluss.de. In ihrem Onlineshop findest du zertifizierte Bio-Stoffe, nachhaltige Stoffe und alles rund ums Thema Nähen. Doreen verkauft ausschließlich Bio-Stoffe, die in Europa produziert sind. 

Bio-Stoffe, Stoffe in Bio-Qualität, Ökologische Stoffe

 

Wir haben das wunderschönste Hobby der Welt: Nähen. Es ist kreativ, macht super viel Spaß und entspannt uns. Nachhaltig ist es auch: Wir geben unseren Kleidungsstücken einen hohen Wert, indem wir sie selber anfertigen und lange tragen. Sie werden zu Lieblingsteilen in unseren Kleiderschränken.

In diesem Artikel erfährst du wie du Stoffe in Bioqualität erkennst und was du beim Einkauf für dein nächstes Projekt beachten kannst.

Das findest du hier

1. So erkennst du Bio-Stoffe

2. Einblick in die Produktion von ökologischen Stoffen

3. Bio-Stoffe: Welche Varianten gibt es und wodurch sind sie gekennzeichnet?

4. Textilsiegel: Die wichtigsten (Bio)stoff-Zertifikate

5. (Bio-)Stoffe Made in Germany (und Europa)

6. Bio-Stoffe (online) kaufen: Darauf solltest du achten

7. Zehn Top-Tipps, mit denen du dein Nähhobby nachhaltig gestaltest


1. So erkennst du Bio-Stoffe

Bio ist nicht gleich Bio. Das gilt nicht nur für Lebensmittel sondern auch für Textilien und Stoffe.

Der Begriff „Bio-Stoff“ steht für:

  • Stoffe aus biologisch angebauten Pflanzenfasern oder
  • Stoffe aus Fasern aus biologischer Tierhaltung oder
  • Stoffe, die zertifiziert sind (Das bedeutet, dass der Weg vom Anbau der Pflanzenfasern, z. B. bei Baumwolle, und der Haltung der Tiere, z. B. bei Wollwalk, bis in den Verkauf nach hohen Umwelt- und Sozialstandards erfolgt.)

Du siehst, Bio-Stoff ist nicht gleich Bio-Stoff. Ich teile den Begriff daher für mich in zwei Gruppen ein:

Bio-Stoffe der Gruppe 1

Bio-Stoffe, die zertifiziert sind. Deren gesamter Entstehungsweg, vom Feld bis in den Einzelhandel, entspricht hohen ökologischen und sozialen Vorgaben.



Bio-Stoffe der Gruppe 2

Bio-Stoffe, die nicht zertifiziert sind. Hier werden ausschließlich ökologische Aspekte im Anbau kontrolliert.

Bio-Stoffe durchlaufen während ihrer Herstellung viele verschiedene Steps. Anhand derer möchte ich dir zeigen was in der Produktion von ökologischen Stoffen eigentlich passiert - und warum dir dieses Wissen beim Kauf von Biostoffen hilft.

2. Einblick in die Produktion von ökologischen Stoffen

Gewinnung der Fasern

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Bei Bio-Stoffen pflanzlichen Ursprungs – zum Beispiel Baumwolle – fällt häufig der Fachbegriff „kbA-Fasern“. „kbA“ steht für „kontrolliert biologischer Anbau“ und meint, dass kein genverändertes Saatgut zum Einsatz kommt. Auf dem Feld werden keine Pestizide gespritzt: Also weder Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide) wie zum Beispiel Glyphosat oder auch Schädlingsbekämpfungsmittel (Insektizide) und Pilzbekämpfungsmittel (Fungizide). Zusätzlich wird auf Kunstdünger verzichtet.

Das Ziel: Die Felder durch Mischkulturen und Fruchtfolgen nährstoffreich und gesund halten.

Wenn du nach Biostoffen tierischen Ursprungs Ausschau hältst, wie zum Beispiel Wollwalk, dann stolperst du sicher über den Begriff „kbT-Stoffe“. Die Bezeichnung soll aussagen, dass der Landwirt bei der Haltung der Tiere sein Augenmerk auf das Tierwohl richtet.

Ist die Haltung artgerecht? Verzichtet der Landwirt auf Einsatz fragwürdiger Methoden im Umgang mit den Tieren? Dazu zählt das „Mulesing“. Hierbei werden den Schafen, hauptsächlich in Australien, mit einem heißen Messer Falten um den After herum entfernt. Damit wird die Einnistung von Fliegenlarven und eine Infektion vermieden. Oder das Kürzen des Schwanzes der Schafe - das sogenannte „Kupieren“.


Für Stoffe in Bio-Qualität aus Gruppe 1, also zertifizierte Bio-Stoffe, gelten einige zusätzliche Regeln betreffend dem Anbau. Daher werden Menschen, die Felder bewirtschaften oder Tiere halten, in die Kontrollen einbezogen - egal ob bei Saat, Pflege oder Gewinnung der Fasern. Je nach Zertifizierung werden verschiedene Standards, wie zum Beispiel das Verbot von Kinderarbeit, angesetzt.
 Zu den Zertifizierungen findest du weiter unten, bei Punkt 4, weitere Infos. Ab hier widmen wir uns ausschließlich den Bio-Stoffen aus Gruppe 1, also den zertifizierten Bio-Stoffen!

Von der Faser zum Garn

Ich halte es für erstrebenswert, dass der Anbau der Fasern, das Reinigen und Kämmen der Pflanzen- und Tierfasern, das Verspinnen zu Garn - dass dieser gesamte Prozess unter ökologisch und sozial verträglichen Bedingungen stattfindet. All diese Arbeiten werden zu großen Teilen durch Arbeiterinnen und Arbeiter von Hand durchgeführt.

Für mich ist dabei wichtig, dass diese Menschen zumindest unter zumutbaren Bedingungen arbeiten können. Für unzumutbar halte ich Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Diskriminierung, unsichere Arbeitsplätze und das Verbot von Vereinigungen wie z. B. Gewerkschaften.

Vom Garn zum Stoff

Der nächste wichtige Arbeitschritt: Das Garn wird verstrickt und verwebt. Auch hier lohnt es sich die Rahmenbedingungen im Auge zu behalten. Werden Pausenzeiten eingehalten, und wird die maximale Schichtdauer nicht überschritten - zusätzlich zu all den Bedingungen, die bereits unter der Überschrift „Von der Faser zum Garn“ zusammengefasst sind.

Vom unbehandelten Stoff zur Meterware


In dieser Produktionsphase wird der Bio-Stoff gefärbt oder geblichen. Gegen das Einlaufen zu Hause behandelt (krumpfen) und bedruckt.

 Bei der Färbung der Stoffe gibt es strenge Richtlinien in Bezug auf die Menge von synthetischen Farbstoffen und Bleichmitteln, die zum Einsatz kommen dürfen.

Diese Vorgaben schließen auch die sachgemäße Entsorgung des Abwassers ein. Auch die Menge an Wasser, Energie und anderen Ressourcen wird im Auge behalten und kontrolliert. Es wird auf Kreisläufe geachtet. Werden Farbstoffe aufbereitet und zumindest ein Teil wieder verwendet? Ein großes Ziel und für unsere Erde unbedingt nötig.

Im besten Falle wird in diesem Prozess auf natürliche Farbstoffe zurück gegriffen, die aus Pflanzen, Früchten oder anderen natürlichen Materialien gewonnen werden.


3. Bio-Stoffe: Welche Varianten gibt es und wodurch sind sie gekennzeichnet?

Auf dem DIY-Markt gibt es bereits eine Vielzahl ökologischer Stoffe. Ich habe bisher allerdings noch nicht alle Stofftypen in Bioqualität finden können. Das ist auf die Materialzusammensetzung zurück zu führen: Bei sehr formstabilen Qualitäten, etwa Romanit Jersey, sind Nylon-Zusätze meines Wissens bisher unvermeidlich.


Also bleiben wir bei Stoffen in reiner Bioqualität. Hier habe ich für dich zehn beliebte, nachhaltige Stoffe zusammen gefasst:

Bio Jersey

Biostoffe-Bio-Jersey

Jersey ist ein gestrickter Stoff, der sich durch seine Elastizität auszeichnet und gerne für bequeme Kleidung wie Shirts, Leggings und Kinderkleidung verwendet wird. Gängig ist die Variante 95 % Bio Baumwolle, 5 % Elasthan. Der Einsatz von Bio Baumwolle ist hier der entscheidende Unterscheid zu einem herkömmlichen Jersey. 



Mittlerweile findest du auf dem Markt auch diverse Bio Jerseys ohne Elasthan. Trotzdem sind sie elastisch, büßen allerdings etwas von ihrer Rücksprungkraft ein. Das Positive an sortenreiner Meterware ist die biologische Abbaubarkeit. Das reduziert Plastikmüll und ist für das Recyceln von Textilien ideal.


Bio Sweat

Bio-Stoffe, Bio-Sweat

Die häufigsten Arten von Bio Sweat sind French Terry (Summer Sweat) und angerauter Bio Sweat (Kuschelsweat, Wintersweat). Sie unterscheiden sich durch die Dicke des Materials und die Verarbeitung.

French Terry weist auf der linken Stoffseite seine typischen Schlaufen auf und ist ein leichterer Sweat. Der angeraute

Bio Sweat ist auf der Rückseite des Stoffes, wie der Name bereits verrät, stark aufgeraut und warm. 

Bio Sweat ist das ganze Jahr über zu tragen, je nach Material und Dicke. Auch bei dieser Stoffart tut sich viel und es entstehen immer neue Materialzusammensetzungen.

Es gibt mittlerweile Wolle / Baumwolle-Mischgewebe, sowie Kombinationen aus Bio-Baumwolle und Lenzing™ Tencel™ Lyocell oder LENZING™Tencel™ Modal. Auch Hanf und recycelte Baumwolle gesellen sich gerne zur Bio-Baumwolle. 

Auch bei Bio Sweat besteht der Unterschied zu herkömmlichem Sweat in der Herkunft der Materialien wie Bio-Baumwolle (kbA) oder Wolle (kbT).


Bio Baumwolle - Webware

Bio Stoffe, Bio-Baumwolle

Hiermit sind Stoffarten wie Popeline, Batist, Voile, Köper, Chambray und Gabardine gemeint. Alle weisen eine unterschiedliche Haptik und Materialstärke auf und entstehen durch verschiedene Webarten.

Sie sind unelastisch und sehr gut für Kleidung in Bioqualität zu verwenden. Die Bio Variante dieser Stoffarten besteht zu 100 % aus Bio Baumwolle.


Bio Musselin

Bio-Stoffe, Bio-Musselin

Auch Double Gauze genannt ist ein Trendstoff, der sich in den letzten Jahren vom Spuckwindel-Image zum Klassiker entwickelt hat! Musselin, zwei- oder dreilagig ist mittlerweile ein beliebter Stoff für Tücher und Sommerbekleidung wie Blusen, Kleider und Shorts.

Durch seine Crinkle-Struktur, die beim Waschen entsteht, ist er sehr angenehmen auf der Haut zu tragen und luftdurchlässig. Was ihn auch zu einem tollen Stoff für Kinderkleidung macht. 

Unifarbene Bio-Musselin, die in Europa produziert werden, gehören im Biobereich zum Inventar. Aktuell ist es mit den bedruckten oder zweifarbigen Musselins Prints noch so eine Sache. Sie kommen leider meist aus Fernost. 


Bio Denim

Bio Jeansstoffe zeichnen sich durch ihre Festigkeit und Strapazierfähigkeit aus. Aktuell sind sie noch nicht sehr häufig in Bioqualität zu finden, aber es wird kontinuierlich mehr.

Bio Jeans-Stoff wird meistens aus 100 % Bio Baumwolle angeboten, ohne den Zusatz von Elasthan. Meist sind sie in Blautönen zu finden, die oft durch natürliche Farbmittel aus dem Indigobaum oder unserem heimischen Färberwaid gewonnen werden. Ihr findet auch ungefärbte und ungebleichte Denims in den Stoff-Shops.


Bio Kord

Die häufigsten Arten von Kord sind Fein- und Breitkord. Diese gibt es mit einem sehr hohen Bio-Baumwoll-Anteil, kombiniert mit 2-5 % Elasthan. Oder ohne, sprich sie sind nicht dehnbar. Kord ist als Hosenstoff bekannt geworden. Mittlerweile werden daraus auch gerne Jacken, Blazer, Heimtextilien oder auch Latzhosen genäht.


Bio Fleece

Fleece ist ein warmer und kuscheliger Stoff, der gerne zu Jacken und Pullover vernäht wird. Hier ist der große Unterschied zu herkömmlichen Fleece, dass er immer aus 100 % Bio Baumwolle besteht. Im Nicht-Bio-Bereich sind die verarbeiteten Fasern gerne komplett synthetisch.


Bio Leinen

Leinen wird aus der Flachspflanze hergestellt. Bio Leinen unterscheidet sich durch die Reduzierung von Pestiziden beim Anbau sowie durch einen ressourcenschonenden Umgang bei der Verarbeitung der Fasern. Leinen in Bioqualität ist nicht sehr verbreitet, da der Anbau der Flachspflanze an sich bereits sehr ressourcenschonend abläuft und wenig Pestizide genutzt werden müssen. Der Stoff ist somit auch ohne Bio-Zertifizierung bereits nachhaltig. 


Bio Hanf

Wie bei Bio Leinen werden bei der Produktion keine Pestizide genutzt und wenig Ressourcen verbraucht. Auch bei Hanf ist die Bio Zertifizierung das i-Tüpfelchen, aber für eine nachhaltige Garderobe nicht zwingend erforderlich. Hanf ist sehr widerstandsfähig und zeichnet sich durch eine lange Lebensdauer aus.


Bio Wolle

Die Basis für Bio Wolle ist immer eine Faser tierischen Ursprungs, die kontrolliert biologisch angebaut wurde. Es gibt diverse Stoffe in Bio-Qualität, die auf Bio Wolle basieren, wie zum Beispiel Wolle / Seide, Bio Wollwalk, Bio Wollfleece und Wollloden. Bei der Herstellung steht das Tierwohl im Fokus. 


Nachhaltige Stoffalternativen wie recycelte Baumwollstoffe, LENZING™ Ecovero™ Viskose, LENZING™ Tencel™ Modal und LENZING™ Tencel™ Lyocell habe ich hier bewusst ausgeklammert, da sie durch die wieder aufbereiteten Fasern bzw. ressourcenschonenende Gewinnung der Fasern zwar kreislauffähiger und nachhaltiger sind, aber dennoch nicht den Bio-Kriterien entsprechen.

4. Textilsiegel: Die wichtigsten (Bio)stoff-Zertifikate

Die Herstellung von Bio-Stoffen ist ein langer und komplexer Prozess. Um sicherzustellen, dass die Meterware sozial- und umweltverträglich hergestellt wird, sind Zertifizierungen und Textilsiegel unerlässlich. Dabei gibt es einen Unterschied in der Länge der Lieferkette zwischen fertig genähten Textilprodukten und Stoffen. Bei Stoffen entfällt das Konfektionieren, also das Zuschneiden und Nähen des Kleidungsstücks, und es wird erst durch unsere Hände mit Liebe fertiggestellt. Dadurch wird die Lieferkette schmaler.

Viele der Siegel orientieren sich an den Standards der ILO (International Labour Organization), die von Gewerkschaften, Arbeitgebern und Regierungen gemeinsam fest gelegt werden.


Diese Standards verfolgt die ILO maßgeblich:



  • Verbot von Kinderarbeit
  • Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter*innen
  • Einhaltung von Pausen und Arbeitszeiten
  • Verbot von Diskriminierung
  • Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen (z. B. Gewerkschaften)

Um im Siegel-Dschungel den Überblick zu behalten, möchte ich dir hier einen Überblick über die geläufigsten Textilsiegel geben: 


Biostoffe, Textilsiegel

GOTS
 (Global Organic Textile Standards)

Das verbreitetste Siegel ist das GOTS Siegel. 

Innerhalb des GOTS gibt zwei Kategorien: 


  • GOTS - Made with … % organic materials (mind. 70%): Sieht vor, dass mindestens 70 % Naturfasern aus biologischem Anbau (kbA) oder biologischer Tierhaltung (kbT) verarbeitet werden.
  • GOTS organic: Gibt mindestens 90 % biologische Naturfasern kbA / KbT im Endprodukt vor.



GOTS kämpft an vielen ökologischen und sozialen Fronten entlang der gesamten Lieferkette. Leider sind die Sozialstandards aber noch mittelmäßig. Es wird nicht für existenzsichernde Löhne und Vereinigungen, wie Gewerkschaften, gekämpft.



IVN
 (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft)

Das Siegel des Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft sieht die höchsten sozialen und ökologischen Standards vor. Es legt fest, dass die Materialien des Textils aus 100 % biologischem Anbau oder biologischer Tierhaltung stammen müssen.

Dieses Zertifikat für Stoffe und Textilien sieht auch vor, dass keinerlei umweltschädliche Chemikalien zum Einsatz kommen dürfen. 

IVN kämpft auch für eine faire und existenzsichernde Entlohnung für Arbeiter*innen.



ÖKO TEX


Öko Tex führt viele Siegel. Hier ist ganz genaues Hinschauen gefragt.


  • ÖKO TEX Standard 100: Blickt ausschließlich auf die Schadstoffrückstände im Endprodukt und ist im Hinblick auf Umwelt- und Sozialstandards nicht zu empfehlen. 


  • ÖKO TEX Step: Bemüht sich um bessere Arbeitsbedingungen und Sicherheit in den Produktionsprozessen - sprich „nur“ soziale Aspekte.
  • ÖKO TEX Made in Green: Ist eine Kombination aus „Step“ und „Standard 100“. Es stehen soziale Aspekte und die Schadstofffreiheit am Ende der Produktion im Vordergrund. Eine ökologische Herkunft der Faser ist nicht zwingend erforderlich. Durch eine individuelle Produkt-Nummer ist jedes Textil identifizierbar und die Lieferkette transparent. 


  • ÖKO TEX - Organic Cotton: Ist eine Veröffentlichung von ÖKO TEX von April 2023. Firmen können ihre Textilprodukte mit diesem Label zertifizieren lassen. Laut erster Presseberichte liegt das Hauptaugenmerk dieser Zertifizierung darauf die gesamte ökologische Produktionskette transparent zu machen und das Produkt ohne gefährliche Schadstoffe auf den Markt zu bringen. Soziale Aspekte bleiben leider außen vor. 


Fair Wear

Fordert sehr anspruchsvolle Sozialstandards wie Schulungen für Mitarbeiter*innen. Ein Beschwerdemanagement für Arbeiter*innen in Nähfabriken ist bereits umgesetzt. Standards in Bezug auf die Umwelt spielen hier keine Rolle.


Fairtrade Cotton

Ist der Vorreiter in Sachen ökologische Vorgaben. Aber auch die Menge an sozialen Aspekte, die das Siegel verfolgt, sind anspruchsvoll. 


Grüner Knopf

Ist mittlerweile wohl das bekannteste Siegel in Deutschland. Leider sind die Standards für Mensch und Umwelt aber bei weitem nicht ausreichend. Zudem werden diese Richtlinien auch nicht von offiziellen Stellen kontrolliert.


RDS (Responsible Down Standard)

Ist eines der Siegel für tierische Fasern, bei dem es einzig und allein um das Wohl der Tiere geht. Laut den festgelegten Punkten dürfen keine Tiere lebendig gerupft werden und die Tiere werden nicht zwangsernährt. Ziele für die Arbeitsbedingungen der Arbeiter*innen gibt es nicht. 


GRS (Global Recycled Standard)

Prüft Textilien mit einem mindestens 50-prozentigen Anteil recycelter Fasern auf Umwelt, Sozialkriterien, Transparenz entlang der Lieferkette und Schadstoffe.


Bio Stoffe Textilsiegel

Wenn du zertifizierte Stoffe suchst, wirst du merken, dass nicht alle Siegel bei Meterware zu finden sind. Das GOTS und IVN Siegel empfehle ich dir. Sie sind im Nähhobby-Bereich vertreten und erfüllen viele soziale und ökologische Kriterien.

Der ÖKO TEX Standard 100, über den du sehr oft stolpern wirst, garantiert nur schadstofffreie Stoffe und ist gut für deine Gesundheit, aber nicht unbedingt für die Umwelt, Tiere und Menschen, die durch die Produktion betroffen sind.

Damit jedes Textilsiegel auch glaubwürdig bleibt, wird die Einhaltung der Standards überprüft. Aber: Wo viel Licht, da viel Schatten. 

Es überrascht nicht, dass die Industrie firmeneigene Siegel entwickelt. Solche Siegel sind mit Vorsicht zu genießen, da sie keinen unabhängigen Kontrollen unterliegen. Einige Beispiele sind Conscious von H&M, Wear the Change von C&A, Primark Cares von Primark, Cotton Made in Africa der Otto Group, Join Life von Zara und Gut Gemacht von Tchibo.


5. (Bio-)Stoffe Made in Germany (und Europa)

Es ist schon einige Jahrzehnte her, dass es in Deutschland und Europa eine florierende Textilindustrie gab. Längst lassen die meisten europäischen Textilhersteller in Billiglohnländern weben und stricken.

Doch es gibt nach wie vor Produzenten von Stoffen, Meterware und Kleidung in Deutschland – das Qualitätssiegel „Made in Germany“ existiert noch im Textilbereich. Warum du die Herkunft in deine Überlegungen beim Kauf fairer Biostoffe einbeziehen solltest? Aufgrund der kurzen Transportwege, und weil die Wahrscheinlichkeit für faire Arbeitsbedingungen in Europa höher sind als aktuell noch beispielsweise in Südasien.

Diese Textilfirmen produzieren in Deutschland:

Maute + Renz


Ist wohl eine der bekanntesten Firmen in der Stoffcommunity. Unter dem Namen „ALBstoffe“ vertreibt das Unternehmen hochwertige zertifizierte Stoffe in Bio-Qualität. Hauptsächlich Bio Jersey, Bio Sweat und Bio Nähzubehör werden auf der schwäbischen Alb hergestellt.

ALBstoffe bietet auch an eigene Stoffdesigns auf Bio-Stoff drucken zu lassen, sodass eine Vielzahl der kursierenden Eigenproduktionen aus Baden Württemberg stammen.

Zuleeg


Im fränkischen Bayern, in einem kleinen Ort namens Heimrechts, ist die Firma Wilhelm Zuleeg GmbH ansässig. Hochwertige Modestoffe werden hier vor Ort in Deutschland produziert. Zuleeg stellt zwar keine zertifizierten Bio Stoffe her, arbeitet aber nach eigenen Angaben entsprechend den Standards führender Textilsiegel.



Westfalenstoffe

Ein weiteres Kleinod ist die Firma Westfalenstoffe AG aus Münster. Die sympathische Firma aus Westfalen bietet feinste Baumwoll-Webware in feinen und klassischen Designs an. Ein paar ausgewählte Baumwollstoffe mit Fasern aus kontrolliert biologischem Anbau sind im Sortiment enthalten.

Diese und alle anderen Stoffe werden ebenfalls vor Ort in Deutschland produziert. Wenn möglich greift Westfalenstoffe laut eigener Angaben für die Produktion auf Materialien aus Deutschland zurück.

Elbwolle



Im Bereich Wolle ist Elbwolle sicher vielen ein Begriff. Elbwolle verwendet ausschließlich Wolle aus dem Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, verarbeitet sie zu hochwertigem Loden, Kleidung und Garn und legt dabei sehr viel Wert auf die Haltung der Tiere und auf die guten Beziehungen zu ihren Lieferanten. 



6. Bio-Stoffe (online) kaufen: Darauf solltest du achten

Bio-Stoffe online kaufen

Du kannst Bio-Meterware für dein nächstes Projekt online oder im örtlichen Stoffladen beziehen. Im Einzelhandel ist der Bezug meiner Erfahrung nach eine Challenge, vor allem im kleinstädtischen Bereich.

Auf Bio-Stoffe spezialisierte Onlineshops springen ein. Um dort tatsächlich Stoffe in Bio-Qualität der Gruppe 1 zu finden, ist das beste Indiz eine der erwähnten Zertifizierungen.

Das GOTS Siegel ist im Bio Stoff Bereich sehr verbreitet. Vor allem, wenn du online dein Material bestellen möchtest. Nicht alle Shops dürfen aber mit dem GOTS-Logo werben.

Der Global Organic Textile Standards gibt dies vor. Alle Shops, ob online oder lokal, müssen einen eigenen Zertifizierungsprozess durchlaufen, die Lieferkette bis zum Endkunden muss lückenlos durch die GOTS Zertifizierung jedes Lieferanten oder Händlers gegeben sein.

Der Prozess ist sehr kostenintensiv und für viele kleine Webshops finanziell nicht zu stemmen. Offiziell darf ein Händler auch nicht damit werben oder erwähnen, dass er mit GOTS geprüften Stoffe handelt.

Um bei den Shops, die sich an diese Vorgaben halten, eine GOTS Zertifizierung zu erkennen, hier einige mögliche Umschreibungen:


  • „kbA“ und „kbT“-Hinweis in Kombination mit der Erwähnung einer Zertifizierung ohne ein bestimmtes Siegel zu nennen
  • Hinweis auf Zertifizierung ohne ein bestimmtes Siegel zu nennen
  • Hinweis „Bio“ oder „Bio-Baumwolle“ und Hinweis auf Zertifizierung ohne ein bestimmtes Siegel zu nennen
  • Erwähnung, dass der Stoff entlang der Lieferkette auf Umwelt- und soziale Faktoren hin geprüft wurde

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In meinem Shop stofflandfluss.de findest du den Hinweis „100% zertifizierte Bio-Baumwolle (kbA)“ in der Produktbeschreibung der Stoffe, die nach dem GOTS Standard produziert wurden.



Weitere geläufige Zertifizierungen im Stoffbereich sind „IVN“ und „ÖKO TEX Standard 100“. Wie oben erwähnt steht IVN für 100 % kontrolliert biologisch angebaute Fasern oder 100 % Tierfasern aus kontrolliert biologischer Tierhaltung. Ich würde mir wünschen, dass dieses Siegel öfter auch in Verbindung mit Meterware angeboten wird - das ist bisher leider kaum der Fall.

Das beste und einfachste Indiz für Stoffe in Bio-Qualität ist aber der Hinweis „Bio“ in der Produktbeschreibung. Da dieser Zusatz jedoch nicht geschützt ist, empfehle ich dir: Wähle einen Händler, dem du vertraust, egal ob online oder in deiner Stadt. Der Händler sollte authentisch auf dich wirken, und ehrlich kommunizieren. Er / Sie sollte für Fragen offen sein. Spreche mit dem Stoffhändler deines Vertrauens und löchere ihn mit Fragen zu Herkunft und Qualität seiner Stoffe. Er freut sich mit dir in Kontakt zu kommen. Im Besten Falle bekommst du auch direkt in seinem Onlineshop Antworten auf deine Fragen.

7. Zehn Top-Tipps, mit denen du dein Nähhobby nachhaltig gestaltest

Bio Stoffe: Tipps um nachhaltig zu nähen

1. Ziehe beim Stoffneukauf Bio-Stoffe mit in Betracht

Durch die Zertifizierung wird sicher gestellt, dass hohe soziale und ökologische Standards eingehalten werden. Von der Faser bis in den Einzelhandel.

2. Achte auf die Herkunft der Stoffe

Bevorzuge idealerweise  europäische Produktionen. Transparente Stoffhändler erwähnen die Herkunft und die Zertifizierung in der Produktbeschreibung. So schonst du allein durch die Herkunft die Umwelt und reduzierst deinen CO2-Fußabdruck

3. Kaufe so wenig Mischfasern wie möglich

Zum Beispiel Stoff aus 100 % Bio Baumwolle. Sortenreine Fasern sind allergikerfreundlich und lassen sich leichter recyceln, wenn dein Kleidungsstück irgendwann abgetragen ist.

4. Vermeide Kunstfasern

Das sind zum Beispiel Polyester, Nylon oder recyceltes PET. Damit reduzierst du bei jedem Waschgang Mikroplastik, und genießt das gute Gefühl reiner Natur auf deiner Haut.

5. Kaufe da, wo du dich gut aufgehoben fühlst

... und wo du gut beraten wirst. Kleinere Händler nehmen sich viel Zeit für dich. Du erlebst weniger Fehlkäufe und schonst damit deinen Geldbeutel und die Umwelt.

6. Nimm dir Zeit bei der Stoffauswahl

... und suche nach Alternativen für deinen Wunschstoff, den du bisher nur in einer nicht zertifizierten Variante entdeckt hast

7. Überlege wieviel Stoff du benötigst

... und für welches Projekt du ihn kaufst. Plane deine Nähprojekte vor dem Kauf.

8. Ziehe Probeteile in Betracht

Insbesondere für aufwendige Projekte. Für Probeteile eigenen sich ausrangierte Stoffen, Bettlaken oder Tischdecken. So verschwendest du keinen hochwertigen Stoff, wenn der Schnitt nicht sitzt.

9. Erwäge auch bei deinem Nähzubehör Bioqualität

... oder natürliche Materialien. Dies findest du bei deinem Bio Stoffhändler.

10. Und vielleicht widerstehst du hin und wieder einem Lockangebot?

     

     

    Mehr über Doreen

    Doreen ist die Gründerin von stofflandfluss.de. Sie verkauft in ihrem Onlineshop ausschließlich Bio-Stoffe, die in Europa produziert sind. Sich dazu mit ihren Kund*innen auszutauschen und sie zu beraten ist ihr immer eine große Freude. Eine große Leidenschaft für die Gründerin ist das Reparieren von Kleidung, bei dem sie auch gerne ihre Follower*innen auf ihrem Instagram-Kanal @stofflandfluss.biostoffe mitnimmt. Ebenso wie bei der Suche nach neuen Bio Stoffen. Doreen achtet ganz bewusst auch privat und im Unternehmen auf eine umweltfreundliche Lebensweise.

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