Rutschige Stoffe zuschneiden und nähen

Claire hat sich wirklich lange nicht an feine, rutschige Stoffe herangetraut, einfach weil sie etwas schwierig zu verarbeiten sind. Diese Hürde möchten wir dir gerne nehmen und dich dazu animieren, dich an diese Stoffe heranzutrauen. Vielleicht wird nicht alles direkt auf Anhieb klappen, aber wir raten dir: Bleib' dran!

Feine Stoffe sind einfach super schön für OberteileKleider oder Röcke. Du kannst hier tolle Kreationen zaubern, wenn du dich an diese Stoffe heranwagst und dich nicht von den Schwierigkeiten einschüchtern lässt. 

Claire möchte mittlerweile die feinen Stoffe nicht mehr missen. Denn wie bei so vielen Dingen: Wenn man es ein paar Mal gemacht hat, ist es auch gar nicht mehr so schwierig und man bekommt eine gewisse Routine. Mittlerweile liebt Claire diese Stoffe sehr, einfach auch, weil man so viele tolle Kreationen aus ihnen zaubern kann!

Welche Stoffen zählen eigentlich unter die rutschigen bzw. feinen Stoffe?

Rutschige Stoffe sind vor allem die, die weich fallen und sich toll anfühlen, so wie zum Beispiel Viskose oder auch Seide. Auch Futterstoff zählt dazu. Feine Stoffe können zum Beispiel sehr dünne Baumwolle, dünne Spitze oder Organza sein, sie sind wunderbar luftig und leicht.

All diese Stoffe haben eines gemeinsan: Sie fühlen sich mega an auf der Haut, sind aber tatsächlich etwas schwieriger zu verarbeiten. Mit unseren Tipps schaffst du das Verarbeiten der rutschigen und feinen Stoffe aber bestimmt :)  

Das solltest du bei der Vorbereitung, beim Zuschnitt und beim Nähen rutschiger und feiner Stoffe beachten

Vor dem Zuschnitt (Vorbereitung)

Vorwaschen:

Vorwaschen solltest du sowieso immer, aber vor allem bei rutschigen und feinen Stoffen legen wir es dir noch einmal extra ans Herz. Wasche den Stoff so, wie es der Hersteller bzw. Händler vorgibt. Wenn du keine Info findest, dann machst du meist mit Feinwaschmittel und dem Feinwaschprogramm deiner Waschmaschine nichts falsch.

Vorwaschen ist super wichtig, um herauszufinden, wie sich der Stoff verhält. Geht er vielleicht ein oder erhält er eine Struktur nach dem Waschen? All das willst du natürlich nicht erst herausfinden, wenn das Teil fertig genäht ist ;)

Bügeln:

Nach dem Waschen heißt es: Bügeln. Bei rutschigen und feinen Stoffen insbesondere, um den Stoff in Form zu bringen. Was hier helfen kann: Sprühstärke. Der Stoff wird dadurch „steifer“ und lässt sich leichter zuschneiden. 

Aber Achtung: Teste sowohl das Bügeln (hier insbesondere die Temperatur) sowie die Stärke auf einem Stoffrest deines Stoffes, sodass du sichergehen kannst, dass du die Stärke einfach wieder herausbekommst. Meistens vertragen feine Stoffe keine große Hitze. 

Achte während des Bügelns darauf, das Bügeleisen nicht wie üblich über den Stoff gleiten zu lassen, sondern nimm das Bügeleisen eher immer wieder hoch und setze es neu auf. Ansonsten könnte sich der Stoff verziehen.

Beim Zuschneiden

Die passende Schere:

Es gibt tatsächlich Stoffscheren für dünne bzw. feine Stoffe. Sie hat eine besondere Mikroverzahnung, die besser auf diesen Stoffen haftet, wie z.B. diese Schneiderschere mit Mikroverzahnung von KAI.  Wenn du öfter mit diesen Stoffen arbeitest, empfehlen wir dir auf jeden Fall den Kauf einer solchen Schere. Sie ist allerdings nur für diese Stoffarten vorgesehen und schneidet klassische Baumwolle weniger gut. 

Tipp: Claire hat sich die Schere mit einem dünnen Stück Stoff gekennzeichnet. So weiß sie gleich, dass es sich um die Schere für die feinen Stoffe handelt. 

Stoff positionieren:

Der Stoff sollte komplett glatt liegen und nirgendwo herunter hängen, beispielsweise der Tischkante, sonst verzieht er sich womöglich. Wenn dein Tisch hierfür nicht ausreicht, dann breite den Stoff lieber auf dem Fußboden aus.

Fadenlauf "markieren":

Wenn sich der Stoff zu sehr verzieht und du den Fadenlauf nicht mehr richtig erkennst, kannst du einen Faden herausziehen und die Linie, die sich dadurch ergibt, als Orientierung nutzen. Den Faden ziehst du quer heraus, also im 90°-Winkel zur Webkante, die immer parallel zum Fadenlauf verläuft. 

Stoffgewichte statt Stecknadeln:

Verwende für feine Stoffe lieber Stoffgewichte anstatt Stecknadeln. Wenn du Stecknadeln nutzt, dann eher nur für die Ecken.

Wichtig: Wenn Stecknadeln, dann müssen sie dünn und dürfen nicht stumpf sein, das ist super wichtig. Wenn du beim Einstecken einen leichten Widerstand verspürst, dann ist die Stecknadel ggf. nicht die richtige für den Stoff und du solltest sie beiseite legen. Am besten nutzt du neue Nadeln oder extra dünne Nadeln, die du nur für feine Stoffe verwendest. Perfekt eignen sich die Glaskopfstecknadeln super fine und die Fixiergewichte von Prym 

Tipp: Kennzeichne dir Stecknadeln, die du nur für die dünnen Stoffe verwendest, und nutze sie dann auch nur für diese Stoffe. Du kannst sie zum Beispiel in einer extra Dose aufbewahren, auf der du ein Stück feinen Stoff anbringst.

Beim Nähen

Passende Nähmaschinennadel:

Es gibt unterschiedliche Nadelstärken. Für dünne Stoffen verwendest du eine Nadel mit der Stärke 60 oder 70 - höchstens 80, wenn du keine anderen Nadeln da hast und nicht extra neue kaufen möchtest.

Passende Nähmaschinennadeln sind z.B. die Black super fein, System 130/705 H-SU XS und die Microtex, System 130/705 H-M von Schmetz

Wichtig ist auch: Die Nadel darf auf keinen Fall stumpf sein, sonst machst du dir damit den Stoff kaputt! Nutze lieber eine neue Nadel, anstatt sparen zu wollen. Es wäre schade, wenn du dadurch Löcher in deinen schönen, feinen Stoff machst. 

Versäubern:

Gerade bei feinen bzw. dünnen Stoffen kann es sein, dass du durch den Stoff hindurch die Nahtzugabe siehst. Dafür gibt es aber Lösungen. Eine davon ist zum Beispiel die französische Naht, bei der du die Stoffe zunächst links auf links und dann erst rechts auf rechts nähst. So siehst du am Ende keine Nahtzugabe, da diese in der Naht eingefasst ist. 

Auch eine tolle Alternative, mit der du gar keine Nahtzugabe am Ende innen siehst, ist die sog. Burrito-Methode, die wir in der Anleitung von unserem Kleid Emma sowie in diesem Blogartikel zur Burrito-Methode genauer erklären. Die Nahtzugabe verschwindet hier in der Naht.

Bei dünnen Stoffen, die eher durchsichtig sind, würden wir dir das Versäubern mit der Overlock eher nicht empfehlen. Die Nahtzugabe ist recht dick und könnte sich durch den Stoff hindurch abzeichnen.

Auf Bügelvlies verzichten:

Statt Bügelvlies kannst du auch den Stoff selbst verwenden. Der Stoff liegt dadurch doppelt, ist verstärkt, aber nicht "steif". Das kann eine gute Idee bei feinen Stoffen sein, damit man a) das Bügelvlies und die Klebepunkte nicht durch sieht und b) es am Ende nicht zu "steif" wird. Außerdem ist das besonders bei den Stoffen praktisch, die nicht so heiß gebügelt werden können.

Teste aber unbedingt an einem Stoffrest, ob das bei deinem Stoff gut funktioniert! 

Video: Rutschige Stoffe nähen - Darauf solltest du achten

Das Video ist Teil von unserem Online-Nähkurs "Feine und rutschige Stoffe meistern", indem du alle Techniken und Tricks gebündelt in einem Online-Kurs erhältst. So kannst du immer wieder auf unsere Experteninhalte zugreifen, wenn du diese Stoffe vernähst. 

Inhalte Online-Nähkurs "Feine und rutschige Stoffe meistern"

Damit du dir ein genaueres Bild davon machen kannst, was dich im Online-Nähkurs "Feine und rutschige Stoffe meistern" erwartet, erhältst du einen Einblick in die Inhalte, die dafür sorgen, dass du diese Stoffe mit Bravour meisterst:

  • Ausführliche Stoffkunde für feine und rutschige Stoffe
  • Empfohlenes Werkzeug
  • Claire's erprobte Tricks und Tipps beim Nähen
  • Nützliche Nähtechniken
  • Inspirationen für Nähprojekte

 

Wir hoffen, wir konnten dich motivieren und du gehst jetzt direkt ein Projekt mit einem feinen Stoff an ;) Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Nähen, denn das ist das Wichtigste!

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