Schrägband

Schrägband - im Französischen heißt es übrigens biais. Und das bedeutet, wer hätte es gedacht: schräg! ;) In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über das Thema Schrägband.

Das findest du hier

1. Die wichtigsten Fragen über Schrägband - und unsere Antworten

Warum heißt Schrägband "Schrägband"?

Eine gute Frage! Und weißt du was? Die ist schnell beantwortet. Schrägband heißt so, weil es im schrägen Fadenlauf zugeschnitten wird. Genauer gesagt im 45° Winkel. Das ist super wichtig zu wissen, wenn du Schrägband selber machen möchtest! 

Weshalb es wichtig ist, diesen Winkel genau einzuhalten, erfährst du unten im Video zum Thema "Schrägband an Rundungen nähen".

Übrigens: Schrägband wird häufig mit Paspelband verwechselt. Zu diesem Thema haben wir einen eigenen Blogartikel verfasst, schau also auch dort gerne vorbei!

Welchen Stoff sollte man für Schrägband nutzen?

Wenn du Schrägband fertig kaufst, wird es immer aus Webware sein. Wenn du Schrägband selber machen möchtest, sollte dein Stoff die folgenden Eigenschaften haben: er sollte dünn, aber zugleich stabil sein. Und es sollte eine Webware sein.

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Ist Schrägband elastisch?

Richtig stretchy ist Schrägband zwar nicht, aber durch das Zuschneiden im 45°-Winkel ist es auf jeden Fall elastischer als die Webware es normalerweise ist.

Wann verwendet man Schrägband?

Schrägband kannst du an unterschiedlichen Stellen verwenden. Generell aber überall dort, wo du einen sauberen Abschluss haben möchtest. Das ist zum Beispiel der Fall...:

  • ... bei Hals- oder Armausschnitten
  • ... an Hosen- oder Rocksäumen
  • ... bei der Nahtzugabe von Kleidungsstücken, die ohne Futter genäht werden (wie z.B. unser Mantel Câlin)

Bei Ausschnitten ist dein Schrägband außen sichtbar, du solltest also darauf achten, dass es vom Design zu deinem Kleidungsstück passt. An Säumen liegt das Schrägband innen, blitzt aber etwas hervor. Hier kannst du einen farblichen Akzent setzen, wenn du das möchtest. Im Inneren eines Kleidungsstückes (oder einer Tasche) geht es vielmehr darum, die Nahtzugabe einzufassen.  

Ganz wichtig: Schrägband solltest du nur bei Webware-Nähprojekten verwenden.

Schau' mal, wir haben zum Beispiel unseren Blouson Sorbonne, der normalerweise mit Futter genäht wird, einmal ohne Futter genäht und dafür die Nähte innen mit Schrägband versäubert. Eine richtig tolle Möglichkeit, um ein weiteres Designelement ins Spiel zu bringen. Bei der kurzen Hose Bisou ist die Schrägband-Verarbeitung am Saum zum Beispiel schon in der Anleitung vorgesehen. Siehst du, was du für einen tollen Farbakzent mit dem Schrägband setzen kannst :) 

Wie breit muss ein Schrägband sein?

Die Breite für dein Schrägband hängt sehr von deinem Nähprojekt ab. Vorgefertige Schrägbänder gibt es in ganz verschiedenen Breiten für jeden Anspruch. Wenn du dir ein Schrägband selber machst, dann bist du in der Breite natürlich völlig frei. 

Standardmäßig ist ein Schrägband 36mm breit, wobei an beiden Seiten jeweils 1cm nach innen geklappt wird (man nennt es auch "vorgefalzt"). Mit dieser Breite kannst du zum Beispiel ganz wunderbar eine 1cm breite Nahtzugabe einfassen. Übrigens: Deshalb nennt man das Schrägband oftmals auch Einfassband.

2. Schrägband annähen

Drei Methoden, ein Schrägband anzunähen

Jetzt fragst du dich vielleicht: Wie nähe ich ein Schrägband richtig an? Es gibt drei Möglichkeiten, ein Schrägband anzunähen

  1. Eine Seite des Schrägbands fixieren und zweite Seite mit sichtbarer Naht annähen
  2. Eine Seite des Schrägbands fixieren und zweite Seite mit unsichtbarer Naht (im Nahtschatten) annähen
  3. Schrägband mit nur einer sichtbaren Naht befestigen

Claire stellt dir im Video alle drei Möglichkeiten vor, Schrägband zu verarbeiten. Die Varianten mit der sichtbaren Naht kannst du super zum Einfassen von Nahtzugabe verwenden. Wenn du an einem Ausschnitt mit Schrägband arbeitest, solltest du es unsichtbar annähen, das Schrägband also im Nahtschatten annähen, sodass man außen später keine Naht mehr sehen kannst.


 

1. Methode: Schrägband mit 2 Nähten und einer sichtbaren Naht annähen

  • Das Schrägband wird mit der schönen (der rechten) Stoffseite zunächst auf die linke Stoffseite gelegt
  • Angenäht wird es dann im Falz des Schrägbandes (bei einem 36mm breiten Schrägband also zum Beispiel bei 1cm) 
  • Das Schrägband wird dann zur anderen Seite umgeklappt und über die erste Naht gelegt, und dann festgesteckt
  • Das Schrägband wird dann noch einmal abgesteppt, dieses Mal knappkantig
  • Der Vorteil bei dieser Methode: Dadurch, dass du vorher eine Naht genäht hast, ist es nun nicht schlimm, wenn du mit der zweiten Naht das Schrägband auf der Rückseite nicht erwischst, da es ja dort bereits fest ist
  • Diese Methode wird zum Einfassen von Nahtzugaben verwendet.
  • Perfekt, wenn du das erste Mal mit Schrägband arbeitest

2. Methode: Schrägband mit 2 Nähten und einer unsichtbaren Naht annähen

  • Das Schrägband wird mit der schönen (der rechten) Stoffseite zunächst auf die rechte Stoffseite gelegt
  • Das Schrägband wird dann zur anderen Seite umgeklappt und über die erste Naht gelegt, und dann festgesteckt (es ist wichtig, dass das Schrägband die vorhandene Naht überdeckt, am besten irgendwo zwischen 1mm und 2mm)
  • Nun wird von der rechten Seite genäht, und zwar im Nahtschatten
  • So kannst du ein Schrägband mit einer unsichtbaren Naht annähen, das wird vor allem für Halslöcher bzw. bei außen sichtbaren Schrägband-Verarbeitungen verwendet
  • Diese Methode empfehlen wir fortgeschrittenen Näher*innen
3. Methode: Schrägband mit nur einer Naht befestigen (sichtbare Naht)
  • Diese Methode ist im Prinzip das Gleiche wie Methode 1 (zum Einfassen von Nahtzugaben), allerdings sparst du dir den 1. Schritt und nähst das Schrägband mit nur einer Naht an
  • Für diese Methode empfiehlt es sich, das Schrägband vorher einmal in der Hälfte zu falzen bzw. zu bügeln, sodass es wirklich ganz sicher halbiert ist
  • Die Kante der Nahtzugabe wird dann bis zum mittleren Falz in das Schrägband hinein geschoben
  • Hier musst du wirklich sehr genau arbeiten, sodass die Nahtzugabe immer komplett bis zum Falz im Schrägband ist und die beiden Schrägband-Hälften immer wirklich exakt übereinander liegen. Ansonsten kann es passieren, dass du es oben annähst, aber unten nicht erwischst und dann ist es nicht festgenäht
  • Diese Methode ist auch eher für fortgeschrittene Näher*innen geeignet, aber probiere es einfach aus!

Welchen Stich sollte man für das Annähen von Schrägband verwenden?

Zum Anbringen von Schrägband kannst du einfach einen normalen Geradstich nutzen, am besten mit einer Stichlänge 3. Wenn du Nahtzugaben einfassen möchtest (Methode 1 oder 3), dann kannst du für die sichtbare Naht auch einen Zickzack-Stich verwenden. Insbesondere von Methode 3 empfiehlt es sich, wenn du sie erst einmal ausprobieren möchtest. So kannst du sichergehen, dass du beide Seiten des Schrägbandes auch triffst und zusammennähst.

Schrägband annähen: Anfang und Ende nähen

Beim Anfang und Ende des Schrägbands solltest du ein paar Dinge beachten, damit du einen schönen Abschluss erhältst. Solltest du eine Rundung nähen und sich Anfang und Ende treffen, dann gilt dies lediglich für das Ende des Schrägbandes, weil du den Anfang direkt mit einfasst.

Wie du das Ende (und ggf. auch den Anfang) des Schrägbands schön verarbeitest, zeigt dir Claire im Video. 

Schrägband an Rundungen nähen

Um Schrägband um die Kurve nähen zu können, benötigst du Dehnbarkeit. Ansonsten würde das Schrägband steif liegen und sich nicht richtig der Rundung angleichen. Und das ist eben genau der Grund, weshalb man Schrägband im schrägen Fadenlauf zuschneiden muss! Du benötigst die Schräge, um die Webware elastischer zu machen. Durch diese Elastizität kannst du ein Schrägband dann wunderbar an Rundungen annähen, wie zum Beispiel auf der Innenseite von der Tasche Bon Voyage, die du im Video siehst.

3. Schrägband selber machen

Schrägband kannst du in verschiedenen Breiten und Designs kaufen. Aber wenn du ein Nähprojekt hast, bei dem du vielleicht sogar deinen Originalstoff verwenden willst, dann empfiehlt es sich, das Schrägband einfach selber zu machen. Klar, das geht nicht aus jedem Stoff. Dein Schrägband-Stoff sollte sich vor allem gut bügeln lassen und nicht zu rutschig sein, daher ist Baumwolle hier natürlich am idealsten. Aber auch andere Stoffe wie Viskose, Leinen oder Wolle funktionieren. Wichtig ist: Der Schrägband-Stoff sollte zu deinem Originalstoff und deinem Nähprojekt passen! 

Schrägband zuschneiden

Bevor du das Schrägband herstellen kannst, musst du erst mal die Streifen für das Schrägband zuschneiden. Wichtig hierbei ist, dass das Schrägband im schrägen Fadenlauf, genauer gesagt im 45°-Winkel zur Webkante zugeschnitten wird.

Folgende Tipps solltest du beim Zuschnitt beachten:

  • Du solltest den 45°-Winkel immer exakt einhalten, damit dein Schrägband am Ende die maximale Elastizität hat
  • Wenn du einen Rollschneider und eine Schneidematte zuhause hast, raten wir dir, diese dafür zu nutzen. So gelingen die Streifen akkurater und du bist schneller. Auch ein Patchwork-Lineal kann sehr beim Zuschnitt helfen!
  • Je größer dein Stoffstück ist, aus dem du die Schrägbänder zuschneidest, umso längere Stücke erhältst du und umso weniger musst du die Schrägbänder miteinander verbinden

Hier findest du eine Liste der Streifen-Breiten und der Schrägbandbreiten, die sich daraus ergeben:

  • 13mm breiter Streifen = 6mm breites Schrägband
  • 25mm breiter Streifen = 12mm breites Schrägband
  • 36mm breiter Streifen = 18mm breites Schrägband (Standardmaß)
  • 48mm breiter Streifen = 25mm breites Schrägband
  • 96mm breiter Streifen = 50mm breites Schrägband

Schrägband-Länge berechnen

Um herauszufinden, wie viel Zentimeter Schrägband du benötigst, solltest du zunächst die Strecke, die du damit einfassen willst, ausmessen. Dann empfiehlt es sich, dieses Maß noch einmal großzügig zu verlängern, damit du etwas Puffer hast und dein selbstgemachtes Schrägband später auf jeden Fall reicht. 

Beachte dabei unbedingt, dass bei jedem Streifen, den du zugeschnitten hast, am Anfang und am Ende etwas Länge verloren geht, sobald du die Streifen aneinander nähst. Das solltest du in deine Berechnung mit einbeziehen.

Schrägband zusammennähen

Um deine Schrägband-Streifen miteinander zu verbinden und daraus ein komplettes langes Schrägband zu kreieren, ist es ideal, wenn die Enden der Schrägband-Streifen ebenso im 45°-Winkel zugeschnitten werden, weil du sie dann exakt übereinander legen kannst.

  • Lege dann die beiden Streifen rechts auf rechts aufeinander, sodass die Innenseite einen 90°-Winkel ergibt. Genäht wird von Ecke zu Ecke. (siehe Bild)
  • Wundere dich nicht, dass an jeder Seite zwei kleine Dreiecke abstehen - das ist völlig normal!
  • Sobald die Streifen miteinander verbunden sind, bügelst du die Nahtzugabe auseinander, schneidest die beiden überstehenden Stoffstücke ab und tadaaaa, du hast einen geraden, verlängerten Schrägband-Streifen!

Schrägband selber machen mit einem Schrägbandformer

Der Schrägbandformer ist natürlich das Tool, wenn es um das Selbermachen von Schrägband geht! Claire nutzt im Video den Schrägbandformer von PRYM. Den gibt es für fünf verschiedene Schrägband-Breiten. Aber beachte: Für jede Schrägband-Breite benötigst du einen separaten Schrägbandformer ;) 

 

Die Handhabung des Schrägbandformers ist denkbar einfach:

  • Du führst deinen Schrägband-Streifen durch die breite Seite des Formers hindurch, die rechte Stoffseite liegt dabei nach unten.
  • Achte darauf, dass die langen Kanten parallel liegen, damit auf beiden Seite gleich viel umgeklappt wird.
  • Und ganz wichtig: Ziehe das Schrägband vorsichtig hinten aus dem Former heraus und bügle es direkt! (siehe Bild) Ansonsten geht es wieder in seine ursprüngliche Form zurück ;) 

Schrägband selber machen ohne Schrägbandformer

Du kannst natürlich Schrägband auch ohne Schrägbandformer herstellen, das ist dann eben ein klein wenig umständlicher und dauert vielleicht etwas länger. Letztlich kannst du deinen Schrägband-Streifen auch Stück für Stück mit dem Bügeleisen umschlagen. Dabei ist es wichtig, dass du immer wieder kontrollierst, dass du auf beiden Seiten gleich viel umschlägst. Somit hat dein Schrägband später die korrekte Breite.

Kann man Schrägband aus Jersey selber machen?

Da müssen wir leider sagen: nein, das geht nicht. Schrägband sollte aus Webware hergestellt werden. Zudem hat Jersey sowieso einen riesengroßen Nachteil: er rollt sich ein. Stell' dir mal vor, du willst das Schrägband umbügeln und die Kanten von dem schmalen Streifen rollen sich ständig ein 😱 

Wenn du ein Kleidungsstück nähst und das Schrägband gerne aus dem identischen Stoff herstellen möchtest, und dieser vielleicht Elasthan beinhaltet, dann empfehlen wir dir immer: testen, testen, testen. Zuerst kommt es ja sowieso darauf an, wo du das Schrägband anbringst. Wenn du damit eine Nahtzugabe einfasst, ist es vielleicht nicht ganz so schlimm, wenn etwas nicht 100% schön ausschaut, als wenn das Schrägband sichtbar von außen angebracht ist. Hier musst du einfach etwas rumprobieren und schauen, wie sich der Stoff verhält und ob du damit zu dem Ergebnis kommst, das du anstrebst.

4. Weitere Fragen über Schrägband

Gibt es einen Schrägbandfuß für die Nähmaschine?

Tatsächlich gibt es einen Schrägband-Nähfuß, er nennt sich auch Schrägband-Einfassfuß. Er soll dir dabei helfen, das Schrägband exakt anzunähen. Ob es ihn für deine Nähmaschine gibt, wirst du sicherlich auf den gängigen Suchplattformen herausfinden :)

Kann man Schrägband mit der Overlock annähen?

Das Annähen von Schrägband mit der Overlock funktioniert leider nicht.

Kann man Schrägband per Hand annähen?

Na klar, das geht natürlich auch. Das dauert nur eeeeetwas länger als mit der Nähmaschine ;) Schrägband mit der Hand annähen würdest du bei der o.g. Methode 2 (mit der unsichtbaren Naht) wählen. 

Wir hoffen nun, dass viele deiner Fragen zum Thema Schrägband beantwortet sind und du Lust bekommen hast, in deinen Nähprojekten mehr damit zu arbeiten! :)Wenn du noch mehr Nähtechniken kennenlernen willst, mit denen du deine selbstgenähte Kleidung professioneller verarbeitest, dann schau dir unbedingt den passenden Blogartikel an.

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